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Wir von KalliEco lieben die Natur und möchten sie vor Zerstörung bewahren. Aber wir glauben nicht, dass man den Menschen dafür aus der Natur rausschmeißen muss. Gemeinsam mit der Natur vorwärts – so muss es sein!

Biologische Vielfalt im Dorf

Die Biologin Sara Groß untersucht auf dem Michaelshof in Sammatz das ökologische Potential von Siedlungsräumen

Ein Nachhaltigkeitsprojekt des Michaelshofes, das bereits seit drei Jahren läuft, ist das Insekten-Monitoring unter der Leitung der Biologin Sara Groß.

Dass ein „gutes Leben“ ohne Insekten kaum gelingen wird, zieht heute niemand mehr in Zweifel. In Deutschland ist die Schmetterlingspopulation seit den 70er Jahren um etwa 60% zurückgegangen, die Nachtfalter um 80%. Über die Hälfte der 585 Wildbienenarten Deutschlands stehen auf der Roten Liste.

Deutschlandweit geht man davon aus, dass manche Grasfrosch- und Erdkrötenvorkommen in den letzten Jahren um 90% zurückgegangen sind. Das sind dramatische Veränderungen.

 Hierfür bietet der Siedlungsraum natürlich kein Ersatzhabitat. „Trotzdem kann der Mensch im eigenen Siedlungsraum viel für die Artenvielfalt tun“, sagt Sara Groß. „Zum Beispiel dann, wenn er mit Liebe und Verstand eine Gartenlandschaft anlegt. Ein strukturreicher und floristisch vielfältiger Garten stellt die Grundlage für viele Kleinstlebewesen dar, deren Vorkommen wiederum Voraussetzung für die Existenz von Amphibien, Reptilien, Säugetieren und Vögeln ist.“

In Gärten lässt sich ein Blütenangebot von Februar bis in die letzten Oktobertage hinein gestalten. Damit bieten sie auch den Frühjahrs- und Herbstarten unter den Insekten ein stetiges und sicheres Angebot an Nektar. „Für mehr Artenvielfalt müssen wir bei der Förderung der Insekten und anderer Wirbelloser anfangen“, so die Biologin, die ihre Erfahrungen auch in Workshops und bei Führungen weitergibt. „Wenn die Insekten da sind, ist der Tisch reich gedeckt für die anderen Tiergruppen.“

Dabei gilt: Je mehr Struktur der Garten hat, desto besser. Dass Wasserflächen eine große Rolle spielen, ist klar. Aber auch Steinmauern sind wichtige Elemente, etwa als Lebensraum und „Aufwärmstationen“ von Reptilien in den Frühlingsmonaten, aber auch für Schmetterlinge. Dass die seit 2009 angelegten Sammatzer Gärten beides zu bieten haben, zeigt Wirkung: Ringelnattern leben im Dorf und werden regelmäßig beobachtet. Blindschleichen, Waldeidechsen, Zauneidechsen sind alle in den Gärten kein seltener Anblick. Während der Erdkrötenwanderungen im März lassen sich bis zu 200 Tieren in einer Nacht feststellen. Der in Niedersachsen gefährdete Kammmolch ist ebenfalls im März anzutreffen, auf dem Weg zu einem seiner Laichgewässer auf dem Gelände.

 Auf dem 13 ha großen Untersuchungsgebiet (Gärten & Weideflächen) konnte das Team um Sara Groß von 341 in Niedersachsen erfassten Wildbienenarten bereits 103 Arten nachweisen. Davon sind sechs nach der Roten Liste Niedersachsen vom Aussterben bedroht, 27 weitere fallen in die Kategorien „stark gefährdet“ bis „Vorwarnliste“.

Aufgrund jüngster Funde und älterer Verbreitungsdaten hält Sara Groß 62 Tagfalter-Arten in und um das Dorf Sammatz für möglich. 39 wurden bisher nachgewiesen, darunter die vom Aussterben bedrohten Malven-Dickkopffalter und Wegerich-Scheckenfalter sowie weitere 14 Arten der Kategorien „stark gefährdet“ bis „Vorwarnliste“.

 Ein Grund für die erstaunliche Artenvielfalt bei den Vögeln, Wildbienen und Tagfaltern in Sammatz ist die Kombination von biologischer Landwirtschaft in der Umgebung sowie blumenreichen Gärten im Dorf. In einer von Bio-Landwirtschaft strukturierten Natur leben und in vielfältigen Gärten Nahrung finden – das sind ideale Bedingungen für Insekten.

 Über Artenschutz und Nachhaltigkeit geht das Anliegen der Gärten hinaus, wenn die Schönheit ins Spiel kommt. Schöne Gärten geben dem Betrachter das gewisse ‹Etwas›. Es gibt bereits Studien darüber, dass Menschen sich in einer artenreichen Umgebung wohler fühlen, weniger Stress empfinden und schneller gesunden. (Ulrich, 1984, Fuller et al., 2007) „Für eine schöne Umgebung könnte das genauso belegt werden“, ist sich Groß sicher, „auch wenn wir in Sammatz für die nächsten Jahre erst mal beim Dokumentieren von biologischer Vielfalt im Siedlungsraum bleiben. Denn was Schönheit wirkt – dass sehen wir ja jeden Tag in den Augen unserer Besucher!“

Elbe-Jeetzel-Zeitung 11.08.2021

KalliEco charakterisiert den Begriff der Schönheit aus der Beobachtung der Natur. Diese lebt im Rhythmus von Werden und Vergehen, von Sommer und Winter, von Leben und Tod. Schön ist das Werden, das aufblühende Leben, die Harmonie. Hässlich oft das Vergehen, der Verfall. Hier ist zwar auch viel Schönheit zu finden, doch meist hinter der äußeren Erscheinung.

 

Die 4 Elemente

Wir arbeiten hier für ein buntes ökologisches Dorf. In Landwirtschaft und Landbau, in Garten und Park achten wir darauf, wie wir zusammen mit der Natur die Dinge schön, nützlich und nachhaltig gestalten. Wir stehen dabei natürlich im großen Zusammenhang dessen, was wir „Klimakatastrophe“ nennen, globale Umweltzerstörung. Dagegen versuchen wir – wenngleich im kleinsten Rahmen – anderes hinzustellen, das zeigt, wie Mensch und Natur harmonisch zusammen zu arbeiten vermögen. Denn Mensch und Natur muss kein Widerspruch sein, sondern ein Einklang, der die Evolution vorwärts bringt.

Worauf wir da zuerst stoßen, lässt sich einfach zusammenfassen. Es sind die vier geheimnisvollen Elemente, mit denen wir Menschen früher noch unmittelbar zusammenlebten: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Sie bilden den Planeten Erde, sind überall zu finden, nichts ist außer ihnen. Haben wir ein Verhältnis zu ihnen, werden wir rücksichtsvoll, das heißt im Einklang mit der Erde handeln. Der Verlust ihrer Erkenntnis ist der Hauptgrund dafür, dass wir die Erde in all ihren Teilen fortwährend mehr herunterwirtschaften. Denn der Mensch von heute hat kein Verhältnis mehr zu den Elementen. Er weiß nicht, was Erde ist, Wasser, Luft und Feuer. Zu ihnen muss er erst ein neues Verhältnis finden.

 

Wer hat heute Erde in der Hand gehabt, gespürt, wie ihre Konsistenz, ihr Wesen ist? Wie herrlich sie duften kann? Wie die unterschiedlichen Erden sich anfühlen, zwischen zart-krümelig und trocken-dicht? Wer benutzt Wasser nicht nur zum Trinken und Waschen, zum Putzen, zum Schwimmen, sondern interessiert sich tatsächlich für das, was Wasser ist: dieses flüssige, immer bewegliche, strömende Element? 

 

 

 

Oder die Luft: Wer spürt denn, was Luft ist? Wir atmen sie ein – ständig, fortwährend – und wieder aus. Wir konsumieren sie. Was Luft tatsächlich ist, spüren wir draußen, wenn es einmal stürmisch, windig ist, wenn sie uns Widerstand leistet. Doch meist ist Luft unsichtbar, unspürbar. Sich in ein Verhältnis zu ihr zu setzen, bedeutet sie zu erleben. Fahren wir mit der Hand durch die Luft, spüren wir ihren Widerstand. Sie in ihrem eigenen Wesen wahrzunehmen, hilft uns sehr, auch tatsächlich sorgsam mit ihr umzugehen. Ebenfalls die Wärme, das Feuer: Wir spüren zwar die Wärme, die Temperatur, dasjenige was macht, dass wir uns wohlfühlen, frieren oder überhitzen, doch was ist ihr Wesen? Wir können es ein wenig erfassen, wenn wir in die Flamme schauen, wie sie lodert, flackert, wie sie sich zurückzieht und wieder aufflammt.

Unsere Erde, unsere Umgebung ist aus diesen vier Elementen gebaut. Fest, flüssig, gasförmig – die Naturwissenschaft kennt nur diese drei Aggregatzustände. Der Wärme ist sie verlustig gegangen. Doch gerade sie ist der innerste Ausdruck der Empfindsamkeit von Erde und Mensch, an der Grenze zum Seelischen.

Wollen wir Achtsamkeit, Sorgfalt im Umgang mit den Elementen entwickeln, müssen wir uns ihnen wiederum zuwenden. Das war in früheren Zeiten selbstverständlich. Bei den Ägyptern, bei den Griechen, in allen alten Kulturen ist es von eminenter Bedeutung gewesen, sich mit den Elementen in ein persönliches Verhältnis zu setzen, sie zu verstehen, zu empfinden. Das ist uns heute sehr abhanden gekommen. Als Städter sowieso, doch ebenso als Dörfler in recht großem Maße. Meist fragen wir doch nur nach der Nützlichkeit der Dinge, nicht nach ihrem eigentlichen Wesen.

Daher wollen wir ein wenig erzählen, wie wir am Michaelshof versuchen, mit den Elementen umzugehen, sie lieben zu lernen. Für uns ist das ein enorm wichtiger Schritt für ein aktuelles ökologisches Handeln. Next time: Earth.

Instagram Sammatzmichaelshof 16.08.2021

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